DIE TRANSPLANTATION

 

 

1) Woher bekomme ich eine Spenderniere ?

 

Es gibt zwei Quellen für Nierentransplantate: ein lebender Spender oder ein gerade verstorbener Spender. Der lebende Spender kann ein beliebiges Familienmitglied oder (in einigen Ländern) auch jemand außerhalb der Verwandtschaft sein. Die Spender dürfen weder gesundheitliche Probleme noch Infektionen aufweisen. Der Spender muß die gleiche Blutgruppe und den gleichen Gewebetyp wie der Empfänger haben.

 

 

 

2) Was muß derjenige tun, der einem Familienmitglied eine Niere spenden will ?

 

Zunächst muß derjenige, der spenden will, mit dem Arzt sprechen. Dabei wird abgeklärt, ob der Spender 1. prinzipiell zur Organspende geeignet ist, 2. zwei gesunde Nieren hat und 3. Nieren besitzt, die zum Empfänger  passen.  Dies  wird  anhand  von Untersuchungen festgestellt. Letztlich muß die gesamte medizinische Beurteilung des Spenders posi­tiv ausfallen.

Der Krankenhausaufenthalt für den Spender beträgt gewöhnlich 5-7 Tage. Wie bei jeder anderen größeren Operation, treten anschließend Schmerzen auf. Danach sollte der Spender 1-2 Wochen zu Hause und 1-2 Monate ohne schwere körperliche Arbeit einpla­nen.

Oft wird angenommen, daß das Spenden einer Niere für den Spender nicht ungefährlich ist. Dem lebenden Nierenspender verbleibt jedoch eine gesunde Niere, die in der Regel lebenslang für alle Funktionen aus­reicht. Lediglich auf schwere körperliche Arbeit oder gefährliche Sportarten muß verzichtet werden.

 

 

 

3) Was ist eine Leichennierentransplantation ?

 

Ein Leichennierentransplantat stammt von einem Menschen, der gerade verstorben ist. Der Verstorbene oder seine Familie haben vorher eine Einwilligung gegeben, die  Nieren zu spenden.  80% aller Nierentransplantate stammen heute von Leichen.

Dennoch warten viele Patienten oft mehrere Jahre lang bis ein geeignetes Organ gefunden ist. Denn ver­schiedene Faktoren spielen eine Rolle: die Anzahl der gespendeten  Nieren,  wie  häufig  oder  selten Blutgruppe und Gewebetyp des Empfängers sind, und sein allgemeiner Gesundheitszustand.

 

 

 

4) Wie wird der Organempfänger ausgewählt ?

 

Welcher Empfänger der Richtige ist, wird von den Ärzten und den europäischen Transplantationskoordi­natoren  beurteilt.  Neben  der  medizinischen Bewertung wird auch sozialen Gegebenheiten Rechnung getragen. Das heißt, daß solche Patienten, die sich in einem guten gesundheitlichen Zustand befinden, da sie ihre Therapieanweisungen während der Dialyse genau befolgt haben, bevorzugt werden. Darüber hinaus spielt das Alter eine gewisse Rolle.

 

 

 

5) Was ist eine Abstoßungsreaktion ?

 

Die  Abstoßung des Transplantats  stellt  das Hauptproblem bei einer Nierentransplantation dar. Das  körpereigene  Immunsystem  schützt  den Organismus normalerweise vor Krankheiten durch Erkennung und Angriff von körperfremden Stoffen. Hierzu gehören einerseits z.B. Bakterien und Viren, andererseits aber auch ein transplantiertes Organ (die Niere), da es als körperfremd erkannt, angegriffen und folglich geschädigt wird.

Diese Reaktion wird als Abstoßung bezeichnet und verhindert das ordnungsgemäße Arbeiten der trans­plantierten   Niere.   Im   allgemeinen   sind Abstoßungsreaktionen in den ersten drei Monaten bei mindestens der Hälfte der Patienten üblich. Wenn eine Niere vom Körper abgestoßen wird, werden Steroide und immunsuppressive Arzneimittel in höheren Dosen als gewöhnlich verabreicht.

 

 

 

6) Kann die Abstoßung behandelt werden ?

 

Der Organtransplantierte nimmt immunsuppressive Medikamente ein. Dadurch wird das Immunsystem ,,ausgetrickst" und eine Abstoßung verhindert. Ein wesentlicher Fortschritt wurde in der Immunsuppres­sionstherapie durch die Einführung von Cyclosporin gemacht. Cyclosporin hat geholfen, daß mehr Nieren die Transplantation intakt überstehen.

Abstoßungsvorfälle können also medikamentös behandelt und damit ein weiteres Funktionieren der Niere gewährleistet werden. 90-95% der Abstoßungs­reaktionen lassen sich so meistens rückgängig machen. Dennoch gehen 10-15% aller Spenderorgane aufgrund von Abstoßungsreaktionen verloren. Wird die transplantierte Niere vollständig vom Körper abgestoßen, muß der Patient zur Dialyse zurückkehren und eine weitere Organspende abwar­ten.

Die ersten drei Monate nach einer Transplantation sind  die  schwierigste  und  unsicherste  Zeit. Abgesehen von Medikamenten, die regelmäßig ein­genommen werden müssen, kann der Patient durch eine aktive Rolle bei seiner Pflege und beim Schutz vor  Infektionen  die  Wahrscheinlichkeit  einer Abstoßung verringern.

 

 

 

7) Wie lange müssen immunsuppressive Medikamente eingenommen werden ?

 

lmmunsuppressive Medikamente müssen täglich oral eingenommen werden, solange der Patient die über­tragene Niere hat. Er muß sich unbedingt an die rich­tige Dosierung halten. Nach Rückkehr aus dem Krankenhaus  sind   regelmäßige  Arztbesuche unerläßlich, wobei die Nierenfunktion laufend über­prüft und die immunsuppressive Medikation entspre­chend angeglichen wird.

Stellt der Patient die verschriebene immunsuppressive Medikation (ohne Anweisungen des Arztes) ein, führt dies mit großer Wahrscheinlichkeit zum Verlust der Niere.

 

 

 

8) Welche Verantwortung trägt der Patient ?

 

Auch nach der Nierentransplantation sind regelmäßig Arztbesuche nötig. In den ersten drei Monaten einmal pro Woche,  anschließend  verringert sich  die Häufigkeit allmählich bis auf ca. 1 x monatlich. Der Arzt überprüft die Nierenfunktion und paßt die Arzneimittelverordnungen an.

Es liegt in der Selbstverantwortung des Patienten, die Medikamente täglich und solange zu nehmen, wie die Spenderniere im Organismus bleibt; eventuell lebenslang, was leider oft vergessen wird. Die Therapie zu befolgen ist jedoch der wichtigste Erfolgsfaktor für eine Nierentransplantation. Da die Medikamente bei einigen Patienten das Hungergefühl verstärken und sie nach einer Organtransplantation leicht zunehmen, muß eventuell stärker auf die Kalorienzufuhr geachtet werden als bei der Dialyse.